Die Abholung des IONIQ

Auf nach Aalen

An einem regnerischen und kalten Mittwochmittag geht es endlich los
Richtung Aalen: Abholung des Ioniqs vom Autohaus Sing in Aalen. Die
Rückfahrt soll ganz gemütlich und ohne Stress stattfinden, deswegen entscheide ich mich für eine Übernachtung in Aalen im Hotel. Der Übergabetermin ist für 10.00 Uhr am Folgetag anberaumt, der ganze Nachmittag steht dann für die rund 500km von Aalen nach Hannover zur Verfügung.

Im ICE nach Aalen
Im ICE nach Aalen

Auf der Hinfahrt im ICE blicke ich aus dem Fenster und das Wetter wird immer schlechter, die Umgebung ist ab Kassel in zartes Weiß gehüllt. Es muss so Höhe Fulda gewesen sein, als mir plötzlich einfällt, dass ich die Ladekarten zu Hause vergessen habe. Mist. Extra Wochen vorher bestellt, registriert, zurecht gelegt und dann das. Wird schon gehen.

Im strömenden Regen beziehe ich dann das Hotel. Eine unruhige Nacht und eine Taxifahrt später stehe ich dann kurz vor 10 Uhr am Autohaus Sing. Auf dem Hof begrüßen mich schon einige Ioniqs, unter anderem der gelbe Vorführer des Autohauses und der schwarze Ioniq eines Users aus dem goingelectric-forum. Dieser hat noch ein paar Tipps parat, wo und wie ich am besten laden kann.

Los geht’s

Nach der Erledigung des restlichen Papierkrams und dem Aufziehen von Winterreifen geht es endlich los. Ich nehme auf dem Fahrersitz Platz und wir starten zusammen mit Herrn Sing mit einer gründlichen Einweisungsfahrt. Die ersten zarten Tritte auf´s Strompedal, das Vertrautmachen mit Schaltern, das Einstellen von Spiegeln und Sitz. Herr Sing erklärt ausführlich die Funktionsweise des adaptiven Tempomaten und der Spurhalteassistenten. Ganz gemach aktiviere ich auch mal den Sportmodus und trete das Pedal leicht durch. Fantastische Kraftentwicklung. Die ersten Fahreindrücke mit dem Ioniq sind sensationell!

Um ca. 13:00 Uhr lässt mich Herr Sing dann alleine mit dem Ioniq und die Rückfahrt nach Hannover kann beginnen. Ich habe bewusst keine Streckenplanung vorher gemacht, wann und wo ich Ladestopps unternehmen werde. Und da ich die Ladekarten ja jetzt auch nicht dabei habe, gibt es eine weitere Unbekannte auf der Tour.

Der erste Ladestopp
Der erste Ladestopp, Raststätte Ohrenbach. Gleichzeitig der erste Einparkversuch 😉

Der erste Ladestopp ist ein Angstladestopp, weil natürlich noch alles neu ist. Also Raststätte Ohrenbach (Tank&Rast) angefahren für den ersten Ladestop. Ich hatte wirklich keine Ahnung, ob ich da jetzt laden kann oder nicht. So ohne alles. Die Ladesäule war von der Autobahnausfahrt an gut ausgeschildert mit einem Ladesäulen-Piktogramm. Etwas schief rückwärts an die Säule ran, Ladeklappenentriegelung gedrückt im Auto, den CCS Stecker an der Säule abgezogen und ins Auto gesteckt. Läuft! So einfach hätte ich es mir nicht vorgestellt. Ohne Authentifizierung, ohne Ladekarten. Der Kaffee kostet 4€, Strom ist gratis.

Tanken zweiter Klasse

Beim zweiten Ladestop nach 160 km auf dem Rasthof Riedener Wald wird mir deutlich, dass man als e-Mobilist noch kein Premiumkunde ist: Nach wildem Herumkurven habe ich endlich die Ladesäule gefunden, eine Beschilderung gibt es hier nicht und der Standort ist ein wenig versteckt hinter der Tankstelle. Erfreulicherweise ist auch hier das Stromzapfen gratis. Die Säule funktioniert einwandfrei und gibt mir bereitwillig und rasend schnell Strom. So schnell, das die Ladung bereits fertig ist, bevor der Kaffee geleert war. Das diese Art Ladesäulen schnellst möglichst irgendwie, irgendwo hingezimmert wurden sieht man spätestens dann, wenn es schüttet wie aus Eimern: Ladesäulen sind scheinbar nirgends überdacht. Eine Zapfsäule für Benzin die nicht überdacht ist und man im Regen sein Fahrzeug betanken muss, habe ich hingegen noch nie gesehen.

Fahr doch selbst

Inzwischen ist es dunkel, es regnet Bindfäden bei Temperaturen um 5 Grad C. Nächster Ladestopp soll am Kirchheimer Dreieck sein, eine Kleinstadt die sich Autohof nennt. Die Suche nach der Säule gestaltet sich ohne Koordinaten schwierig, doch schließlich finde ich sie direkt vor einer unscheinbaren Restauration Namens „Rasthaus“. Das Kirchheimer Dreieck ist, wie schon erwähnt, eine Kleinstadt. Extra für die Bedürfnisse der dort durchreisenden Trucker, Autofahrer und e-Mobilisten errichtet. Und so komme ich auch zu einem leckeren Schnitzelbuffet im Rasthaus. Natürlich ist das Auto randvoll als ich gut gestärkt das Lokal verlasse. Die nun folgenden Kasseler Berge mag ich fahrtechnisch nicht so gerne, insbesondere bei Dauerregen und Dunkelheit. Viel Verkehr ist dort immer. Und die Kurvenschlängelei, bergauf und bergab verlangt volle Konzentration. Das, denke ich mir, muss der IONIQ doch besser können als ich. Also LKAS (Spurhalteassistent) und adaptiven Tempomat an. Und tatsächlich macht der IONIQ seine Sache erstaunlich gut. Ich stelle den Tempomat auf 130 km/h. Das Fahrzeug „dockt“ sich am Vordermann an und übernimmt dessen Geschwindigkeit. Bremst ab, wenn der Vordermann langsamer wird – und gibt wieder Strom wenn der Vordermann schneller wird. Immer im gewählten Abstand. Und der Spurhalteassistent sucht sich rechts und links die weißen Begrenzungslinien und verlässt die gewählte Spur nicht. Das funktioniert bei Tempo 130, kurviger Strecke und Dunkelheit beängstigend gut! Alle 13 Sekunden erwartet der IONIQ allerdings einen Griff ans Lenkrad. Wirklich eine tolle Sache.

Tatsächlich angekommen

Der letzte Ladestopp erfolgt an der Raststätte Hildesheim. Die Restreichweite hätte zwar laut Bordrechner bis nach Hause gereicht, aber ich wollte den IONIQ für den nächsten Tag gerne voll haben. Relativ entspannt komme ich dann zu Hause an, ohne irgendwelche besonderen Vorkommnisse. Aber mit dem guten Gefühl, bei dem Kauf keinen Fehler gemacht zu haben.

Fazit

Das Fazit könnte lauten: Erschreckend normal, unspektakulär und ohne Probleme mit Reichweite und Heizung 500 km bewältigt. Ich bin halt kein Journalist. Zwei, wenn nicht drei Ladestopps hätte ich mir sparen können. Dies hätte die Reisedauer sicherlich um einiges verringert. Meistens war das Auto schneller geladen, als ich mit Kaffee oder Schnitzelessen fertig war. Die Pausen habe ich relativ ausgiebig gestaltet. Ich habe nicht auf die Uhr geschaut, hätte die Strecke zeitlich auch deutlich straffen können. Zu keinem Zeitpunkt der Fahrt habe ich darauf geachtet, Strom zu sparen indem ich etwa das Tempo reduziert oder Verbraucher ausgeschaltet habe. Selten habe ich die Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h (Anzeige Tacho) ausgenutzt, die Reisegeschwindigkeit lag bei etwa 110-130 km/h.

Die größte Erkenntnis der Fahrt war, dass bei Langstrecken ein funktionierendes Netz aus Schnellladern existenziell ist. Wenn man sich darauf verlassen kann, dass am geplanten Zwischenstopp ein (funktionierender) Schnelllader steht, den man auch benutzen kann, sind solche Langstrecken überhaupt kein Thema. Wenn aber nur ein Schnelllader auf der Route ausfällt,  kommt man in die Bredouille. Denn der nächste Schnelllader kann unerreichbar sein. Und 5 Stunden warten an einer langsam ladenden Säule ist keine Option.

Wenn (hoffentlich bald) pro Rasthof minimum 4-5 Säulen stehen an denen man schnell (mit mindestens 50kw) laden kann, sind Langstrecken kein Problem mit dem e-Auto. Wünschenswert wäre außerdem, wenn die Ladeplätze auch Mindeststandards erfüllen würden wie:

– Überdachung

– Eindeutige Beschilderung (wie in Ohrenbach)

– Beleuchtung

Statistik

Etappe 1: Aalen – Ohrenbach (85km)
Etappe 2: Ohrenbach – Raststätte Riedener Wald (63km)
Etappe 3: Raststätte Riedener Wald – Kirchheimer Dreieck (124km)
Etappe 4: Kirchheimer Dreieck – Göttingen (108km)
Etappe 5: Göttingen – Hannover (127km)

Start: 13:30 Uhr,
Ankunft: 21:30 Uhr
Reisezeit gesamt: 8 Std.

Wetter: Dauerregen, um 5 Grad Celsius.
Verbraucher: Heizung 22 Grad, Radio an, Licht an, Scheibenwischer dauerhaft an.

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