Spart ein Elektroauto wirklich Kosten?

Nach fast zwei Jahren und rund 42.000km mit dem Hyundai Ioniq electric ziehe ich ein Fazit bezüglich dessen Betriebskosten – und ziehe den Vergleich mit dem Fahrzeug, welches ich davor gefahren bin – einem Ford C-Max Diesel, 140PS, DSG. Dass ein Elektroauto günstig im Betrieb fährt, ist klar. Aber spart ein Elektroauto wirklich Kosten? Um welche Summen geht es in meinem Fall konkret?

Leider habe ich die Betriebskosten bei beiden Fahrzeugen nicht detailliert dokumentiert, deswegen sind die Zahlen im Folgenden nicht belegbar. Ich werde die Rechnungen aber transparent aufzeigen, so dass sich jeder von der Plausibilität der Daten ein Bild machen kann. Zu den Betriebskosten zähle ich Kraftstoff (Diesel/Strom), Kfz-Steuer, Inspektionen. Auf den Vergleich der Versicherungsbeiträge verzichte ich, da die Leistungen sich individuell zu stark unterscheiden. Beide Fahrzeuge waren aber Vollkasko versichert und liegen bei meinem Schadenfreiheitsrabatt bei ca. 300€ im Jahr.

Meinen Ioniq lade ich im Sommer bevorzugt mit der eigenen Photovoltaikanlage. (siehe: https://plugme.de/photovoltaik-und-elektroauto/) Im Winter bevorzugt bei noch vorhandenen Gratisladern in meiner Umgebung. Zusätzlich kann ich in beiden Jahreszeiten an der Arbeitsstelle gratis laden. Bei längeren Fahrten und Urlaubsfahrten kommen dann die Schnelllader mit Bezahlkarten zum Einsatz. Hier habe ich einen Durchschnittspreis von 0,39€ pro kWh angesetzt – dies ist der teuerste Tarif der hauptsächlich von mir verwendeten Ladekarten. Der Akku des Ioniqs ist im Autopreis inbegriffen, etwaige Mietkosten eines Akkus fallen nicht an.

Werkstattaufenthalte oder Reparaturen außerhalb der Inspektionen hatte ich bei beiden Fahrzeugen keine – deswegen tauchen hierzu auch keine Zahlen auf. Das Fahrprofil deckt sich zudem bei beiden Fahrzeugen. Das Pendeln zur Arbeitsstrecke macht ca. 1/3 der Gesamtkilometerleistung von 21.000km im Jahr aus. Der Rest der Gesamtkilometerleistung sind Besorgungsfahrten im Stadtbereich und Ausflugs-/Urlaubsfahrten im Überlandbereich.

Vergleichswerte

Für den Ioniq setze ich einen langfristig gemittelten Durchschnittsverbrauch von 13.5 kWh pro 100km an. Der Durchschnittsverbrauch des C-Max lag bei 8.8 Liter Diesel / 100km. Der Durchschnittsverbrauch ist natürlich stark abhängig vom individuellen Fahrprofil (Kurz- / Langstrecke), vom Fahrverhalten („Gasfuß“) und vom Heizverhalten (warmer oder kühler Innenraum). Alle drei Parameter haben sich bei mir nicht verändert. Ich fahre hier mit dem Ioniq nicht anders, als ich dies mit dem Ford getan habe. Bei beiden Fahrzeugen beeinflusst insbesondere im Winter der Kurzstreckenbetrieb den Verbrauch negativ. Beim Elektroauto muss die Heizung eine erhöhte Leistung abgeben um den Innenraum aufzuwärmen; beim Diesel läuft der Motor anfangs nicht auf Betriebstemperatur und somit nicht im verbrauchsoptimalem Betriebszustand. Somit sind die zugrunde gelegten Verbräuche bei beiden Fahrzeugen möglicherweise höher, als manch einer das bei seinem Fahrzeug beobachtet hat.

Ausgangsdaten bei beiden gleich also: Laufzeit 2 Jahre, 42.000 km (21.000km im Jahr), 2 Inspektionen, identisches Streckenprofil und Fahrweise.

Hyundai Ioniq electricFord C-Max Diesel
Kraftstoff gesamt552,82€ */ 2211€ **4804,00€ ***
Kfz-Steuer0700€
Inspektionen (je 2x)163,66€702,58€
Öl17,98€
Gesamt716,48€ / 2374,66€6224,56€

* 1/4 (10.500km) Laden an Ladesäulen mit Bezahlung, Ø 0,39€ pro kWh
** Annahme: Komplettes Laden an Ladesäulen mit Bezahlung, Ø 0,39€ pro kWh
*** 1,30€ pro Liter Diesel, bei 8,8 l / 100km Verbrauch, gerundet. Geschätzter Durchschnittspreis der letzten 12 Monate (siehe: https://www.clever-tanken.de/statistik/historie/diesel)

Die Ersparnis

Monatlich ergeben sich hieraus Betriebskosten von 259€ beim Ford gegenüber 30€ (bzw. 99€ bei 100% Bezahlstrom) beim Ioniq. Die monatliche Ersparnis mit dem Ioniq beträgt somit bei mir rund 229€. Selbst beim ausschließlichen Laden an Ladesäulen mit Bezahlung liegt die Ersparnis noch bei 160€ pro Monat.

Vollständig ausgeklammert sind hier bei beiden Autos möglicherweise auftretende Defekte und deren Reparaturen in der Zukunft bei höheren Kilometerständen. Hier soll sich jeder selbst ausmalen, welche Technik die anfälligere und teurere ist. Die Werks-Garantie beim Ford waren 2 Jahre, beim Hyundai 5 Jahre und 8 Jahre auf die Antriebsbatterie.

Vernachlässigt habe ich ferner die Kosten für Parkplätze. Diese sind beim Elektroauto gratis (in der Stadt Hannover), beim Diesel kämen hier noch ein paar Euro hinzu. Ebenso könnte man auf Elektro-Seite Kosten für die Installation der Wallbox hinzurechnen. Diese aber sehe ich eher als „Luxus“ und ist somit weder notwendig noch relevant für den Betriebskostenvergleich.

FAZIT: Das Elektroauto spart wirklich Kosten. Und zwar deutlich.

7 Antworten auf „Spart ein Elektroauto wirklich Kosten?“

  1. Hallo Michael,

    ich finde deine Website gut, Du hast Dir damit viel Arbeit gemacht!

    Nicht nur mit der Website, sondern auch mit dem ergründen von technischen Zusammenhängen.

    Du fährst einen Hyundai und da hätte ich eine Frage.

    Vor einigen Tagen hatte ich beim Laden meines BEV einen Kona als Ladenachbar beim Globus gehabt. Nun ist bei meinem BEV das AC Lade teil defekt. Zufall oder hat Hyundai eine Eigenart beim Lader oder ist die Station von Amperio der Täter?

    Wenn das ohne Garantie vorkommen würde, (also nach deren Ablauf) dann wäre das ein Kostenargument.

    Gruß
    Peter

      1. Ich glaube schon, dass ein hoher Impuls (es wurde ja immerhin nicht nur die Baugruppe zerstört, der Fi ausgelöst und die Schmelzsicherung durchgebrannt) da etwas machen kann. Bis zum heutigen Tag kam es jedenfalls nicht mehr vor und ich habe auch keinen an einer Lade Säule getroffen, der das Gleiche erlebt hat.

        Zum Verbrauch eines Elektroautos vielleicht noch eine Information. Mein iX3 (SUV) mit einem Leergewicht von mehr als 550 kg zum Vorgänger 225xe (Activ Tourer) hat einen Verbrauch ab Werk von 16,3 kWh/100km, wie ich auf meiner Website abgelichtet habe. (da war sogar Winterbetrieb dabei) Übergabe des Fahrzeuges war 18.12.2021 und das Foto war noch im Sommer. Ich fahre vermutlich spaßbereinigt. (nur als Interpretationshilfe)

  2. Ein kleiner Beitrag zum Verbrauch von Elektroautos.

    Es kommt auch immer auf das WIE an und dieses wäre bei einem weglassen von dem Anhänger oder sogar Wohnwagen von Bedeutung.

    Ohne Wohnwagen und ohne verschwenderische Verhaltensweisen, komme ich zumindest, ab Werk auf einen Schnitt von 15,9 kWh/100 km.

    Dabei habe ich aber keine Trennscheiben als Räder, sondern 275er als 20 Zöller auf der Hinterachse.

    Der Verbrauch ist sogar im Stadtverkehr um einen Tikken kleiner als beim Vorgänger 225xe. (Plug-in Hybrid) der übrigens 550 kg leichter war.

  3. Die Kosteneinsparung bei Elektroautos dürfte sich in nächster Zeit vermutlich erhöhen. Als Argument dürfte der steigende Kostenfaktor nicht zu vernachlässigen sein. Dazu gehören die Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor und die steigende Kosten beim Mineralöl.

    Auch die eingemischten Bioanteile sind nicht kostenlos. Etwas zurückgehen wird wohl die Ausschüttung an der Vegütung der CO2 Auszahlungen. Aber dafür hat der Elektrofahrer zunächst einmal für die kommende 10 Jahre keine KFZ Steuer zu bezahlen.

    Die Motivation über die politischen Voraussetzungen ist aber für mögliche Interessenten wenig motivierend. Dabei denke ich gerade an das Label vom E-Kenzeichen. Die wenigen E-Fahrer mit teils großer Motivation, können dem illusorischen Denkfehler nur die Wahrheit entgegenbringen.

    Meine belegbare Wahrheit ist bei einem SUV von BMW nach knapp 2,5 Jahren ab Werk, ein Verbrauch von 15,8 kWh/100 km.

    Wenn ich dazu die nun von der ENBW ab Juni 2024 genannten Vertragsbedingungen nehme, die für mich 51 Cent Brutto beim Schnelladen an DC-Säulen der ENBW betragen, dann fahre ich auf 100 km nicht schlecht.

    Der derzeitige Preis für Diesel und Benzin ist echt und es wird wohl nicht dabei bleiben. (Stand 21.04.2024)

    Peter Ebert

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